Oder: bei Rückenschmerzen hört das Denken auf

Jeder 3. im deutschsprachigen Raum hat mehrmals pro Monat Rückenschmerzen, darunter auch Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren.

Rückenschmerzen werden jedoch zu fast 80 % durch verspannte Muskulatur ausgelöst – sowie durch falsche Haltung, einseitige Belastung, falsches und zu langes Sitzen oder durch psychisch/seelische Belastungen und nur ungefähr  3 % sind tatsächlich Bandscheibenvorfälle.

In vielen Köpfen ist außerdem ein falsches Bild von Sport verankert. LEIDER! Wenn ich mit Sportanfängern spreche, ist oft von Leistungssport die Rede –  oder schweißtreibendem Mannschaftssport und oftmals schwingt die Angst mit, das nicht leisten zu können bzw. auch gar nicht zu wollen, weil keine Ambition dafür vorhanden ist. Man meint, nur wenn man stundenlang mehrmals pro Woche ins Fitnessstudio geht, ist es Sport, der etwas bringt – dabei reichen wunderbar gezielte Rückengymnastik, Pilates, bewusstes Bewegen zuhause, in den Tag integrierte Mobilisierungsübungen und regelmäßige Dehnungseinheiten vollkommen aus, um sich und seinem Rücken Gutes zu tun.

Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Wirkung der Haltung auf die Psyche. Eine passende Übung dazu:

Variante 1 – Lass die Schultern hängen, mach einen Rundrücken, lass den Kopf nach unten sinken und LÄCHLE.

Variante 2 – Stehe oder sitze mit aufrechtem Oberkörper, der Rücken ist aufgerichtet, die Schultern sind entspannt, der Kopf thront und nun LÄCHLE.

Merkst du den Unterschied? Was macht es mit deinem Gemüt? Wie fühlst du dich bei Variante 1? Und wie fühlst du dich bei Variante 2?

Ebenso verhält es sich mit Stress. Wer unter Dauerstress steht, zieht permanent die Muskeln zusammen, steht unter Spannung. Auch da verändert sich die Haltung, meist fällt man wieder vorne zusammen. Es ist ein unendlicher Kreislauf.

Umgekehrt wirkt die Psyche bzw. das seelische Wohlbefinden ebenso auf die Rückengesundheit. Du wirst wohl kaum einen Menschen finden, der glücklich ist, mit sich im Reinen, dem es rundum gut geht und der gleichzeitig gekrümmt vor Schmerzen, die Hand am Kreuz abgestützt hat und winselt, dass er so arge Rückenschmerzen hat.

Körper, Geist, Denken gehören zusammen und stehen in wechselseitigem Einfluss zueinander. Bei Schmerzen hört das Denken auf. Wer unter Schmerzen leidet, denkt nicht mehr gut.

Das Fatale bei Rückenschmerzen ist jedoch, dass der Mensch meint, sich schonen zu müssen, wenn sie auftreten. Genau das soll man NICHT machen. Nicht schonen, nicht ausweichen, keine Schonhaltung einnehmen, sondern BEWEGEN, BEWEGEN, BEWEGEN.

Die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern verfügen über keine Blutgefäße. Sie werden versorgt durch Nährstoffe und Wasser aus umliegendem Gewebe. Durch abwechselnde Entspannung und Anspannung wird diese mit Nährstoffen angereicherte Flüssigkeit zu den Bandscheiben hin geknetet – und das passiert durch Bewegung! Die Bandscheiben, die wie ein Schwamm sind, werden dadurch angereichert und bleiben somit elastisch. Das ist wiederum wichtig, da sie wie ein Polster – ein Stoßdämpfer – fungieren zwischen den Wirbelkörpern.

Welche Sportarten sich für den Rücken gut eignen, und welche eher nicht so, habe ich ua. in dem Artikel Was tun bei Rückenschmerzen geschrieben.

Grundsätzlich kann man sagen, dass alles, was mit Gleichgewicht zu tun hat, auch gut für den Rücken ist. Balancetraining fordert nämlich den ganzen Körper gleichzeitig heraus.

Beispiel: auf einem Bein stehen. Sobald man nur noch auf einem Bein steht, fängt die Fußmuskulatur an zu halten, das Bein arbeitet mit, Gesäß, Rücken, bis hinauf zum Kopf. Je instabiler der Untergrund, desto besser und je mehr Bewegungen dazu kommen (zB Armkreisen), umso herausfordernder wird es. Via Instabilität zur mehr Stabilität!

Ich hoffe, der Artikel macht dir Mut und Lust, ins Tun zu kommen!

Ich wünsche dir

Alles Liebe

Deine Marina